Von Rotex zu Rotary, geht das eigentlich?
Von Rotex zu Rotary, geht das eigentlich? In unserer Serie „Rotex goes Rotary“ erzählt uns heute Robert seine Geschichte und seinen Weg von Austauschschüler zur Rotarier.
Hier könnt ihr unser komplettes Interview lesen:
Stell‘ dich bitte kurz vor
“Mein Name ist Robert Taeger, ich bin 26 Jahre alt und war Teilnehmer sowohl des Short-, als auch des Long-Term Austauschprogrammes. Im Jahr 2011 ging ich für drei Wochen in die USA in die Nähe Houstons. Von August 2012 bis Juli 2013 lebte ich dann für ein Jahr in Ciudad Obregon im Nordwesten Mexikos. Nach meine Rückkehr wurde ich Mitglied von Rotex 1850, wo ich ab 2014 als Präsident, Pastpräsident und Sekretär für vier Jahre im Vorstand mitwirkte. Im Jahr 2017 wurde ich Gründungsmitglied des damals noch weitestgehend aus Rotexern bestehenden Rotaract Club Nordwest. Im Herbst 2021 nahm mich dann der Rotary E-Club of D-1850 als Mitglied auf.
Nach dem Abschluss des Jurastudiums im vergangenen Jahr arbeite ich nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer internationalen Wirtschaftskanzlei im gewerblichen Rechtsschutz. Noch bis Juni absolviere ich in diesem Bereich auch einen Master of Laws in Alicante, Spanien.”
2. Du bist Mitglied in einem Rotary Club…
a. Was hat dich dazu bewegt RotarierIn zu werden?
“Bereits in meiner Jugend kam ich durch die Rotary-Mitgliedschaft meines Vaters mit den Werten Rotarys in Kontakt. Nach der Teilnahme an den beiden Austauschprogrammen und spätestens nach der langen Zusammenarbeit mit vielen beeindruckenden Persönlichkeiten auf Distriktebene wurde mir klar, dass ich auch irgendwann sehr gerne ein Teil dieser Organisation sein würde, die mir zwei solch tolle Austausch-Erfahrungen ermöglicht und die mich mit den vielen bedeutenden sozialen Projekten beeindruckt hatte. Nach der Mitgliedschaft bei Rotex und Rotaract war die Mitgliedschaft bei Rotary also quasi das nächste Ziel. Dass ich bereits mit 25 Jahren und somit vergleichsweise früh Mitglied werden würde, hielt ich lange Zeit nicht für möglich.”
b. Warum hast du dich für diesen Rotary Club entschieden?
“Der Rotary E-Club of D-1850 ist in vielerlei Hinsicht ein sehr progressiver Club, in dem aber gleichzeitig die rotarischen Grundwerte und Prinzipien gewahrt werden. Die Denkweise, eingefahrene und manchmal hinderliche Strukturen zu hinterfragen, gleichzeitig aber die ureigenen Werte und Prinzipien Rotarys unangetastet zu lassen, ist das, was diesen Rotary Club in meinen Augen sehr besonders macht. Der Club ist von einem großen Pragmatismus, von Modernität, von Respekt und von Freundschaft geprägt. Es ist ein Club zum Wohlfühlen. Und ganz nebenbei ist es in meinem Alter und angesichts einiger Ortswechsel sicherlich nicht verkehrt, Mitglied eines Clubs zu sein, der keine Präsenzen vor Ort vorsieht, sondern digitale Meetings durchführt.”
c. Gab es Probleme oder Hürden auf deinem Weg in die Mitgliedschaft? Wenn ja, welche?
“Probleme oder Hürden gab es keine. Im Gegenteil: Ich empfand das Aufnahmeverfahren als äußerst unkompliziert. Auch die Befreiung von der in unserem Club üblicherweise existierenden Aufnahmegebühr für junge Menschen durch unsere Clubsatzung ist Studierenden und Auszubildenden gegenüber ein großes Entgegenkommen.”
d. Was kann deiner Meinung nach getan werden, um entsprechende Hürden abzubauen?
“Sicherlich ist der Verzicht auf die Aufnahmegebühr ein sinnvoller Schritt. Auch eine – für eine bestimmte Dauer – reduzierte Mitgliedschaftsgebühr kann bei jungen Menschen, die kein allzu großes Einkommen haben, die finanzielle Hürde senken. Da junge Menschen oft noch nicht endgültig sesshaft geworden sind, ist es m.E. wichtig, etwaige Präsenzregelungen mit Augenmaß anzuwenden. Schließlich wäre es toll, wenn die neuen Mitglieder möglichst rasch in die Entscheidungen des Clubs einbezogen werden würden und nach Möglichkeit und Kapazität auch ein (erweitertes) Vorstandsamt bekleideten, um sich und ihre Ideen im Club einzubringen. Letztlich und ganz grundlegend sollten die Clubs auf der Suche nach Neumitgliedern nicht nach “Führungspersonen”, sondern nach “Führungspersönlichkeiten” Ausschau halten. Das ist in meinen Augen oftmals ein nicht zu unterschätzender Unterschied. Es braucht Vertrauen in junge Menschen mit Potential, die etwas bewegen wollen.”
3. Welche Position hast du in dem Club derzeit inne?
“Im Jahr 2022/2023 werde ich die Position des Jugenddienstbeauftragten und die des Berufsdienstbeauftragten bekleiden. Ich freue mich auf beide Aufgaben und hoffe sehr, meine Erfahrungen aus Rotex (in Bezug auf den Schüleraustausch) und Rotaract (in Bezug auf von uns veranstaltete Berufsbildungsveranstaltungen) einbringen zu können und Synergien zu diesen beiden Clubs zu nutzen. Auf Distriktebene bin ich außerdem Young Leadership Advisor für den Bereich Mitgliedschaftsentwicklung. In dieser Position bin ich auch auf der Suche nach Lösungen, Rotary für junge Menschen attraktiver zu machen.”
4. Welche Projekte des Clubs begeistern dich besonders?
“Als ehemaliger Teilnehmer der Jugendaustauschprogramme müsste die Antwort auf diese Frage eigentlich ganz eindeutig sein. In unserer Rolle als E-Club haben wir allerdings bislang leider noch niemanden in den Schüleraustausch senden können – etwas, für das ich mich in Zukunft sehr gerne einsetzen werde. Daneben kann ich mich in besonderem Maße für solche Projekte begeistern, die mit Bildung junger Menschen zu tun haben, da diese Projekte einen ganz besonderen Einfluss auf die Zukunft dieser Personen haben.”
5. Was macht Rotary für junge Leute attraktiv?
“Rotary ist in meinen Augen deshalb für junge Leute attraktiv, weil es eine tolle Plattform zum Gedankenaustausch mit solchen Menschen ist, mit denen man im Alltag ansonsten wohl kaum in Kontakt kommen würde. Die berufliche Vielfalt und die vielen verschiedenen Altersgruppen sind toll, weil man dadurch für jedes Anliegen einen Gesprächspartner hat, mit dem man meist sehr vertrauensvoll sprechen kann. Auch dabei wird wieder der Wert der Freundschaft deutlich, der uns Mitglieder verbindet. Dass es dieses Netzwerk von interessanten, gleichgesinnten Menschen, die in der Welt einen Unterschied machen wollen, international gibt, ist ein weiterer Pluspunkt, weil man so quasi auf jeder Reise Freunde antreffen kann.”
6. Wie profitiert Rotary deiner Meinung nach von jungen Mitgliedern?
“Rotary lebt von Diversität. Neben einer beruflichen, kulturellen und geschlechtlichen Diversität ist (in meinen Augen ganz selbstverständlich) auch die Alters-Diversität ein ganz entscheidender Baustein eines funktionierenden, modernen und weltoffenen Gemeinwesens. Junge Menschen sollten dabei nicht lediglich als “Nachwuchs” in einer solchen Weise gesehen werden, dass diese irgendwann einmal – wenn sie älter sind und ggf. “wichtige berufliche Positionen” bekleiden – als “vollwertige” Mitglieder bei Rotary ankommen. Die jungen Menschen bringen ganz andere Sicht- und Denkweisen mit, die die Projektarbeit, aber auch das tägliche Clubleben in ganz besonderer Weise bereichern. Das sollte nicht unterschätzt werden. Mein Tipp: Kommen Sie auf uns junge Menschen zu – wir haben viel Interessantes zu erzählen!”
7. Findest du, dass Rotex dich gut auf das rotarische Clubleben vorbereitet hat? Wenn ja, welchen Tipp würdest du RotexerInnen mitgeben, die durch eine Mitgliedschaft in einem Rotary Club in der rotarischen Familie bleiben wollen?
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Ja. Allerdings wurden Rotexerinnen und Rotexer schon vor ihrer Rotex-Mitgliedschaft in einer ganz besonderen Weise auf das rotarische Clubleben vorbereitet: Durch ihre Teilnahme am Rotary- Jugendaustauschprogramm. Damals wie heute ist verpflichtender Teil dieses Programmes, regelmäßig an Clubmeetings der Sponsoring- und Host-Clubs teilzunehmen, sich dort vorzustellen und Präsentationen zu halten. Meine Erfahrung ist, dass dort, wo diese Teilnahme an den Clubmeetings öfter geschieht, auch eine viel bessere Verständigung zwischen den Austauschschülern und den Rotary-Mitgliedern stattfindet. Oftmals, wie auch in meinem Fall, resultieren daraus sogar richtig enge und tolle Freundschaften. Sowohl für Austauschschüler, als auch Rotary Mitglieder ist die rege Teilnahme der Austauschschüler an Clubmeetings deshalb in aller Regel eine große Bereicherung und ein Blick über den Tellerrand.
Diese ersten Rotary-Erfahrungen werden bei einer aktiven Rotex-Mitgliedschaft selbstverständlich ausgebaut. Ob in der Funktion des Paten eines Austauschschülers, als Vorstandsmitglied oder als für die Organisation eines Projekts oder Wochenendes verantwortliche Person, es findet in all diesen Positionen ein wunderbarer und zumeist sehr berreichernder Austausch mit Rotary statt, der gute Einblicke in das Clubleben bietet und darauf vorbereitet.
Wer sich für eine Mitgliedschaft bei Rotary interessiert (und nicht zuerst noch einige tolle Jahre als Mitglied von Rotaract verbringen möchte), der sollte dies m.E. am besten durch aktive und engagierte Mitarbeit bei Rotex signalisieren und sein Interesse dann gegenüber dem Jugenddienstbeauftragten oder einer Vertrauensperson des für die Mitgliedschaft in Betracht kommenden Rotary Clubs offen kommunizieren. Zumeist “beißen” die Clubs nämlich garnicht, sondern sind sogar sehr froh, wenn man von sich heraus eine solche Begeisterung und ein Interesse an Rotary zeigt. Für das gegenseitige Kennenlernen ist oft auch – soweit nach Absprache möglich – eine regelmäßige Meetingteilnahme als Gast empfehlenswert. Auch hier gilt das von unserem Governor Gerd Beckmann gern verwendete Aufforderung an die Clubs: “Mutig sein!”.”