Rotex goes Rotary Cosima Werner

Von Rotex zu Rotary, geht das eigentlich?

Von Rotex zu Rotary, geht das eigentlich? In unserer Serie „Rotex goes Rotary“ erzählt uns heute Cosima ihre Geschichte und ihren Weg von Austauschschülerin zur Rotarierin. 

Hier könnt ihr unser komplettes Interview lesen:

1. Stell‘ dich bitte kurz vor

Mein Name ist Cosima Werner, ich bin (fast) 29 Jahre alt, war 2012/13 in Belo Horizonte in Brasilien und seit meiner Rückkehr bin ich Mitglied bei Rotex 1880. 2024 habe ich mit 19 anderen Personen, darunter einigen Rotexer:innen, meinen eigenen Rotary Club gegründet – wir heißen RC Passport D1880. Ich habe dieses Jahr meinen Masterabschluss in Politikwissenschaft gemacht und fange demnächst ein Traineeship bei einer Unternehmensberatung für Nachhaltigkeit in Hannover an.

2. Du bist Mitglied in einem Rotary Club…

a) Was hat dich dazu bewegt, Rotarier:in zu werden?

Ich glaube, dass Rotary eine ungeheure Macht hat, etwas in der Welt zu bewegen und Gutes zu tun, ob im Kleinen oder im Großen. Der Jugendaustausch ist für mich die Säule, für die ich mich seit über 10 Jahren leidenschaftlich einsetze, aber während die Austauschschüler:innen immer Teenager bleiben, entwickelt man sich selbst stetig weiter und ich habe gemerkt, dass ich irgendwann am Ende meiner Möglichkeiten als Rotexerin angekommen bin. Als Rotarierin will ich jetzt neue Wege des Networkings gehen, neue Projekte anstoßen und unterstützen, und mich mehr mit Menschen austauschen, die in einer ähnlichen Lebenssituation sind wie ich.


b) Warum hast du dich für diesen Rotary Club entschieden?

Ich bin viel umgezogen in den letzten Jahren und wohne außerhalb meines Rotex-Distrikts. Da fühlte sich ein lokaler Club nicht richtig an und die Idee wuchs, unseren eigenen Club zu gründen, der unabhängig von einem festen Meeting- und Wohnort funktioniert. Was die beruflichen Backgrounds, das Alter und die Wohnorte unserer Clubmitglieder angeht sind wir für den Anfang schon recht breit aufgestellt und es darf gerne weiter so wachsen.

c) Gab es Probleme oder Hürden auf deinem Weg in die Mitgliedschaft? Wenn ja, welche?

Ja und die sind ganz unterschiedlich. Die erste Hürde war in mir selbst, da ich mir mit Mitte-Ende 20 nur schwer vorstellen konnte, viele Anknüpfungspunkte und Gemeinsamkeiten mit den Mitglieder:innen in einem Club mit Altersdurchschnitt Ü40 zu finden. Da gehen die Lebensrealitäten eben altersbedingt doch ein bisschen auseinander. Die zweite Hürde ist mein Empfinden, dass manchen Rotarier:innen das Verständnis dafür fehlt, wer Rotexer:innen sind und was sie bereits im rotarischen Kontext geleistet haben. Da wünsche ich mir manchmal etwas mehr Anerkennung und mehr Begegnungen auf Augenhöhe. Darüber kann man ewig meckern, oder die Dinge selbst in die Hand nehmen, um es zukünftigen Leuten einfacher zu machen. Was man dazu aber braucht, sind Rotarier:innen, die einen dabei unterstützen. Unsere Clubgründung wäre nicht so smooth gelaufen, wenn wir nicht massiv Rückendeckung von unserer Past-Govenor Sabina Gärtner-Nitsche und unserer Chairwoman Carola Kupfer bekommen hätten.

d) Was kann deiner Meinung nach getan werden, um entsprechende Hürden abzubauen?

Diese Hürden abzubauen ist in meinen Augen eine Sache des Wollens. Und anhand der Unterstützung, die wir bekommen haben, sieht man ja, dass es durchaus geht – wenn man starke rotarische Partner:innen an seiner Seite hat. Ich glaube, Rotexer:innen, die Lust haben, einem Rotary Club beizutreten, sollten das auch mit der nötigen Prise Selbstbewusstsein angehen und schauen, wo sie sich wohlfühlen. Das Alter und berufliche Erfolge sollten keine ausschlaggebenden Kriterien bei der Entscheidung über die Aufnahme sein. Da wünsche ich mir von Clubs mehr Offenheit und Interesse an jungen Leuten.

3. Welche Position hast du in dem Club derzeit inne?

Derzeit bin ich ordentliches Mitglied und habe darüber hinaus keine Funktion im Vorstand.

4. Welche Projekte des Clubs begeistern dich besonders?

Da unser Club noch recht jung ist, sind wir noch damit beschäftigt, die ersten Gelder zu sammeln, um damit das erste Projekt zu unterstützen. Konkret geht es da um den Verein Juniti e.V., den zwei unserer Mitgliederinnen gegründet haben. Der Verein agiert vor allem in Sri Lanka und fördert Bildungsprojekte, baut Spielplätze und ermöglicht Grundschulkindern eine gesunde warme Mahlzeit am Tag.

5. Was macht Rotary für junge Leute attraktiv?

Auf den ersten Blick assoziiert man mit Rotary ggf. ältere Männer, die in gut bezahlten Jobs arbeiten und sich regelmäßig zum Lunch treffen. Das mag auf den ein oder anderen Club tatsächlich zutreffen, aber wir jungen Menschen – und vor allem Frauen – dürfen nicht die Macht von Netzwerken außer Acht lassen. Und gerade rotarische Netzwerke, weil sie so berufs- und wohnortübergreifend sind. Der Austausch mit interessanten Persönlichkeiten aus allen möglichen Berufs- oder Studienrichtungen ist wahnsinnig förderlich für die eigene Entwicklung, die Erweiterung des eigenen Horizonts und wenn man sich dabei noch gut versteht und sinnvolle Projekte unterstützen kann, dann ist das eine Win-Win Situation.

6. Wie profitiert Rotary deiner Meinung nach von jungen Mitgliedern?

Die Welt und unsere Gesellschaft(en) sind teilweise so rasend schnell im Wandel und die Erfahrungswerte von jungen Menschen, die gelernt haben, sich in dieser digitalisierten Welt zurecht zu finden und erfolgreich darin zu navigieren, sind wahnsinnig wichtig für die Umsetzung und „Bewerbung“ von Projekten, für den langfristigen Erhalt der Organisation und vielleicht auch für das benötigte Kännchen Realismus und Idealismus. 

7. Findest du, dass Rotex dich gut auf das rotarische Clubleben vorbereitet hat? Wenn ja, welchen Tipp würdest du Rotexer:innen mitgeben, die durch eine Mitgliedschaft in einem Rotary Club in der rotarischen Familie bleiben wollen?

Gemeinschaft, regelmäßiger Austausch untereinander und eine gemeinsame Leidenschaft sind Dinge, die Rotex mit Rotary Clubs verbinden. Das bereits zu kennen und zu leben war förderlich. Auch, dass man einer Gruppe, in der es immer wieder Mitgliederfluktuationen gibt, stets gefordert ist, die „Neuen“ zu integrieren, sich neu aufzustellen, gemeinsame Kompromisse zu finden und alle bei den Prozessen mitzunehmen ist super wichtig. Mein Tipp: hört euch bei Rotex Deutschland um, ob es Clubs in eurer Nähe gibt, wo bereits (Ex-) Rotexer:innen Mitglied sind. Schaut auch nach Satelliten oder Passport Clubs. Scheut euch nicht, für diesen Wunsch einzustehen und selbstbewusst aufzutreten. Rotary braucht frischen Nachwuchs und wer wäre dafür besser geeignet, als Rotexer:innen?