Ein Artikel von Laura Sophie Ritter (Rotary Satellite E-Club of Canada One) und Robert Taeger (Rotary E-Club of D-1850)
Welcher Rotary Club kennt es nicht: das Streben nach stetigem, organischem Wachstum, nach motivierten und engagierten Mitgliedern und dabei gleichzeitig das Streben nach einer Verjüngung des Altersdurchschnittes. Auch Rotary ist vom demographischen Wandel und einem stetig steigenden Altersdurchschnitt nicht verschont. Wenngleich ein hohes Durchschnittsalter nichts grundsätzlich Verkehrtes ist, so sollten doch in jedem Club frühzeitig die Weichen gestellt werden, um einen Mitgliederschwund zu verhindern und auch zukünftig einen hinreichend großen, vielfältigen und engagierten Mitgliederkern zu haben. Denn ein gesunder, interessanter und zukunftsfähiger Club sollte doch ein solcher sein, der in jeder Hinsicht möglichst breit aufgestellt ist. In ganz besonderem Maße gilt dies neben der Notwendigkeit verschiedener Berufsgruppen und der Selbstverständlichkeit des Gleichgewichts der Geschlechter für die Frage des Alters. Mit häufig einem ganz anderen Blick auf die Welt sind junge Menschen meist eine große Bereicherung.
Um neue Mitglieder zu finden stehen den Rotary Clubs derzeit im Wesentlichen folgende Möglichkeiten bereit: Der interne Vorschlag (häufig) und die externe Bewerbung (eher selten aber zunehmend genutzt). Daneben existiert seit einigen Jahren das Programm “Rotary Nachwuchs Rotaract” (RNR) als eine von Rotaract Deutschland verwaltete Datenbank, die das Ziel verfolgt, den Kontakt zwischen interessierten Rotaract-Mitgliedern und Rotary Clubs aufzubauen bzw. das Interesse an einer Rotary-Mitgliedschaft gegenüber geeigneten Rotary-Clubs deutlich zu machen. Rotary Clubs haben dabei die Möglichkeit, sich über (ehemalige) Rotaract-Mitglieder, die in ihrem jeweiligen Einzugsgebiet leben, zu informieren und über die verschiedenen zur Verfügung stehenden Kanäle Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Das “Rotary Nachwuchs Rotaract”-Programm nimmt dabei eine vermittelnde Rolle ein, das Aufnahmeverfahren bleibt jedoch vollständig in den Händen der Clubs, sodass deren Clubautonomie gewahrt bleibt. Aus zahllosen Beispielen zeichnet sich heute bereits ein großer Nutzen dieses Programms ab, das viele (ehemalige) Rotaracter:innen auf dem Weg zur Rotary-Mitgliedschaft unterstützt hat.
Ein erfahrenes Team langjähriger Rotexer:innen rief nun kürzlich das Programm „Rotex goes Rotary“ (kurz RGR) ins Leben. Ziel dieses Vorhabens ist, wie der Name unschwer erkennen lässt, Rotexer:innen und Rotary Clubs zusammenzuführen und nach Möglichkeit den Weg in die Rotary-Mitgliedschaft zu ebnen bzw. zu erleichtern. Dieses Programm ist als niedrigschwelliges, müheloses, effizientes Tool für Rotary Clubs die logische Ergänzung eines „Recruitings“ aus den eigenen Nachwuchsorganisationen. Denn auch wenn bei Rotex im Gegensatz zu Rotaract der Tätigkeitsschwerpunkt nahezu vollständig auf den Jugendaustausch limitiert ist, so dürfte der Mehrwert der Rotex Vereinigungen und die Arbeit ihrer Mitglieder in den Distrikten mittlerweile unbestritten sein. Nachdem sie ein unvergessliches Jahr im Ausland verbringen durften, sind viele Rotex-Mitglieder von einem großen Gefühl der Dankbarkeit geprägt. Das wird sicher auch einer der Hauptgründe für ein Engagement bei Rotex sein: Die Chance, anderen jungen Menschen solch tolle Erfahrungen zu ermöglichen, wie man sie selber hatte. Im Laufe der Jahre wachsen die Rotex-Mitglieder dann allerdings aus ihren Aufgaben heraus, da es für die Arbeit mit den 15-18-jährigen Austauschschüler:innen ungemein hilfreich ist, eine gewisse altersmäßige Nähe und erst frisch zurückliegende Austauscherfahrungen zu haben.
Doch was passiert mit diesen noch immer sehr jungen Menschen dann, wenn die Zeit der aktiven Rotex-Mitgliedschaft vorüber ist? Nun, einige – und nach subjektivem Eindruck erfreulicherweise immer mehr – finden den Weg zu Rotaract und bringen sich dort mit ihren Erfahrungen voller Tatendrang ein. Das ist gut so und bleibt auch in Zukunft wichtig. Doch was passiert mit den vielen übrigen ehemals so engagierten Mitgliedern? Vielleicht würden diese durch Zufall zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal mit Rotary in Berührung kommen und womöglich sogar eine Mitgliedschaft erwägen. Ob eine solche dann allerdings auch zustande kommt dürfte einem Zufall gleichen.
Gerade das sollte aber nicht passieren: Eine Rotary-Mitgliedschaft engagierter junger Menschen mit langjähriger Rotary-Erfahrung darf nicht vom Zufall abhängen. Stattdessen sollte auch (ehemaligen) Rotex-Mitgliedern, die keine Rotaract-Mitgliedschaft für sich entdecken konnten, eine Unterstützung angeboten werden, wenn sie sich für Rotary interessieren. Dabei sollten sich die jeweiligen Rotary Clubs erneut vor Augen halten, in welch besonderem Maße sie von der Mitgliedschaft eines (ehemaligen) Rotex-Mitgliedes profitieren würden. Clubbesuche im In- und Ausland sowie die Teilnahme an Distriktkonferenzen und internationalen Conventions bereiten sie für das rotarische Clubleben bestens vor. Sie verstanden sich (mindestens) ein Jahr als BotschafterInnen ferner Kulturen und haben die Werte Rotarys bereits im Jugendalter verinnerlicht. Wer wenn nicht sie wäre also der perfekte Aufnahmekandidat:in? Wieso sollte man die Abwanderung solcher Personen aus der rotarischen Familie zulassen bzw. gutheißen können? Wir wagen die These: (Ehemalige) Rotexer:innen sind in aller Regel wunderbar geeignete Kandidat:innen für eine Rotary Mitgliedschaft.
Wie der Weg von Rotex zu Rotary aussehen kann, zeigen die Erfolgsgeschichten, die von Rotex Deutschland unter dem Motto „Rotex goes Rotary“ auf Social Media porträtiert werden. In ausführlichen Interviews erzählen aktive und ehemalige Rotex-Mitglieder, wie sie den Schritt von Teilnehmenden des Rotary Jugendaustauschprogramms zu einem aktiven Mitglied der Organisation schafften. Daneben nutzt Rotex Deutschland als Dachorganisation aller nationalen Rotex-Vereinigungen Möglichkeiten wie die RJD Frühjahrstagung, um sich mit Chair-Personen und Jugenddienstbeauftragten zum Thema auszutauschen.
Mit ihrer Erfahrung sind Alumni motivierte Neuzugänge, die insbesondere für Ämter wie Inbound- und Outboundkoordination, YEOs, Counselor und Alumni-Beauftragte prädestiniert sind. Damit jedoch aus Möglichkeiten Realitäten werden, bedarf es ein Umdenken. Mut zur Investition in Potentiale wird dabei unumgänglich sein. Werden Sie aktiv! Nutzen sie die bereits vorhandene Rotary-Verbindung und laden Sie doch zu nächster Gelegenheit mal ein (ehemaliges) Rotex-Mitglied zu sich in Ihren Club zu einem Meeting ein. Wir sind uns sicher: Sie werden es nicht bereuen. Sehr gerne unterstützen wir Sie dabei, geeignete KandidatInnen in Ihrer Region zu finden. Wir hoffen, Ihnen schon ganz bald ähnliche Erfolge präsentieren zu können, wie das „Rotary Nachwuchs Rotaract“-Programm.
In diesem Sinne: Warum lange suchen, wenn Gutes so nah ist?
Wir haben Ihr Interesse geweckt?
Gern nehmen wir Sie in unsere Clubdatenbank zur Vermittlung interessierter Rotexer:innen auf. Melden Sie sich dazu bitte per E-mail bei rgr@rotex-deutschland.de oder besuchen sie unsere Website https://deutschland.rotex.org/rotex-goes-rotary/ .
Isabell Hebel
Rotex Deutschland Vorstandsmitglied und Rotarierin im Rotary Satellite E-Club Bavaria International Active
„Junge Mitglieder geben Rotary eine Zukunftsperspektive. Durch den Beitritt im sehr jungen Alter und somit langen Verbleib in der Organisation können sie noch viel mehr beitragen wie auch einbringen, als Mitglieder, die im mittleren bis hohen Alter Teil von Rotary werden.“