Erfahrungsbericht NGSE Albert Hönisch

Als Rotexer ist es unsere Leidenschaft, die zukünftigen Generationen des rotarischen Jugendaustausches zu unterstützen und mit unseren Erfahrungen auf ihr Austauscherlebnis vorzubereiten. Was könnte es also Schöneres geben, als selbst nochmal die Chance zu bekommen, wieder Austauschschüler zu sein!

Alles fing bei meinem Schüleraustausch im Jahr 2015/16 an, den ich in Santiago de Chile verbringen durfte. Dort war ich so begeistert, dass ich am liebsten noch viel länger geblieben wäre, hätte ich nicht zum Abitur und Studium nach Deutschland zurückkehren müssen. Durch mein Engagement bei Rotex wurde mir die Einzigartigkeit dieses wunderbaren Austauschprogramms wieder und wieder bewusst und ich entdeckte zudem auch die anderen Programme des rotarischen Jugendaustausches.

Während meines Auslandssemesters in Spanien entdeckte ich meine Leidenschaft für die spanische Sprache wieder und bemerkte zudem, dass mir doch noch das gewisse Etwas fehlte, um mich neben den Vorlesungen auch professionell auf Spanisch ausdrücken zu können. Daher wollte ich die Chance nutzen, internationale Arbeitserfahrung zu sammeln und dabei andere Kulturen kennenzulernen.

Noch aus Spanien bewarb ich mich für den NGSE und hatte ursprünglich keinen konkreten Länderwunsch, wollte aber gerne in ein spanischsprachiges Land in Lateinamerika, um neben meinen Erfahrungen in Spanisch noch andere Kulturen kennenzulernen und mein Spanisch weiter zu verbessern. Dementsprechend glücklich war ich dann, als ich meine Zusage für Mexiko bekam – das Land, das ich damals als zweites Wunschland für meinen Schüleraustausch gewählt hatte und zudem das Land, wo auch meine Schwester ihren Schüleraustausch verbracht hatte.

Anfang Mai ging es dann auch direkt los und ich flog von Frankfurt über Mexiko-Stadt nach Villahermosa im Süden von Mexiko. Es war ein sehr spannendes Gefühl, wieder Austauschschüler zu sein und sich wieder wie damals zu fühlen und am Flughafen von seiner Gastfamilie abgeholt zu werden, ohne wirklich zu wissen, wie die nächsten Monate werden würden. Allerdings hatte ich unglaubliches Glück und kam zu einem fantastischen Club und einer unglaublich herzlichen Familie. In den ersten Tagen reisten meine beiden Gastschwestern extra aus dem Norden an, um mir die Stadt und angrenzenden Tempel und Kakaoplantagen zu zeigen. Es war eine unheimlich schöne Erfahrung, in so kurzer Zeit so intensiv in die mexikanische Kultur eingeführt zu werden, und es verging kein Tag ohne neue spannende Erlebnisse mit meiner Familie, wie z.B. eine Tequila- und Mezcal-Verkostung mit meinem Gastonkel, gemeinsame Kochabende mit deutschen und mexikanischen Gerichten oder dem Wettbewerb, wer schärfer essen konnte.

Mein Praktikum absolvierte ich bei Mobility ADO, dem größten Mobilitätsdienstleister und Busunternehmen in Mexiko. Zunächst war es eine ungewohnte Erfahrung und ich sehnte mich gerade in den ersten Tagen nach der aus Deutschland bekannten Struktur und Ordnung, da ich ehrlich gesagt noch nicht ganz wusste, was ich die nächsten Monate tun würde und es mir auch niemand sagen konnte. Auch zum Ende der ersten Woche war mir noch nicht ganz klar, was meine Aufgaben sein würden und ehrlich gesagt hatte ich schon die Befürchtung, dass ich als Praktikant keine eigenen Aufgaben bekommen würde. Doch dann – typisch lateinamerikanisch – bat mich mein Chef spontan zu sich ins Büro und stellte mir vor, was das Ziel meines Praktikums sein würde. Ich sollte mir überlegen, wie man die Wartungsplanung für den Fuhrpark am Standort verbessern konnte. Dabei war ich überrascht, wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wurde und wie selbstständig ich arbeiten durfte. Das Projekt war eine super Erfahrung, weil ich so sehr schnell alle Mitarbeiter kennenlernen konnte und direkt einen engen Kontakt aufbauen konnte. So habe ich gemeinsam mit den Mitarbeitern ein Predictive-Maintenance-Programm entwickelt und ein paar Apps für die Mitarbeiter entwickelt, die ihnen hoffentlich auch jetzt noch den Arbeitsalltag etwas erleichtern. Meine persönlichen Highlights waren dabei das viele Essen, zu dem man während des Arbeitstages kontinuierlich eingeladen wurde, und die unglaubliche Herzlichkeit der Kollegen. Dabei gab es aber auch einige Herausforderungen für mich, wie beispielsweise die ca. 50°C in den Werkstätten oder die praktische Unmöglichkeit, Termine zu fixen Uhrzeiten zu vereinbaren – das war anfangs sehr ungewohnt, doch man konnte sich schnell daran gewöhnen und anpassen.

Neben dem Praktikum konnte ich zudem an den Wochenenden reisen und die guten Sonderkonditionen bei den Reisebussen meines Arbeitgebers voll ausschöpfen. Dabei habe ich Mexiko als unglaublich vielfältiges Land zwischen Moderne und Tradition, Wüste, Sümpfen und dem Meer bis zu den Unterwasserhöhlen kennenlernen können und habe bereits meine nächste Reise mit meiner Familie geplant, da meine Schwester damals wegen der Pandemie vorzeitig aus ihrem Schüleraustausch zurückkommen musste und daher nicht die Chance hatte, viel zu reisen. Dabei bin ich unheimlich dankbar für die rotarische Familie und die vielen Freunde, darunter auch die Gastfamilie meiner Schwester, die ich in Mexiko kennenlernen konnte.

Denn was dieses Praktikum wirklich unvergesslich gemacht hat, sind die Personen, die ich dabei kennenlernen durfte:

… Die Kollegen, die zu Freunden wurden.

… Meine Gastfamilie, die mich mit offenen Armen empfangen hat.

… Die Freunde, die mir tiefe Einblicke in die mexikanische Kultur ermöglicht haben.

Rückblickend bin ich sehr dankbar für den NGSE. Die Einblicke in das Land und die Arbeitskultur haben mir gezeigt, dass man vieles auch entspannter angehen kann und einige Tugenden wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit nicht selbstverständlich sind. Dazu hat mich das Praktikum in meiner Berufswahl bestätigt und mir die Chance gegeben, mein Spanisch noch einmal auf ein höheres Level zu heben.

Ich möchte allen danken, die dieses Abenteuer so besonders gemacht haben, und freue mich, ein weiteres rotarisches Programm kennengelernt zu haben und als Rotexer hoffentlich viele zukünftige NGSEler:innen zu unterstützen.