Rotex goes Rotary 

Über Jahrzehnte versuchte ein begeisterter Rotarier namens Mark, seine
Schwester Erin davon zu überzeugen, ebenfalls Rotarierin zu werden. Ihr ganzes
Erwachsenenleben lang hatte Erin sich ehrenamtlich engagiert – von der
Bekämpfung häuslicher Gewalt bis zum Musikunterricht. Doch das traditionelle
Modell von Rotary mit wöchentlichen Treffen hatte sie nicht überzeugt. Als sie in
der Türkei lebte, entwickelte sie ein Interesse am Engagement gegen
Menschenhandel, um ausländischen Studentinnen zu helfen, nicht gut gläubig in
die Fänge von Menschenhändlern zu geraten. In diesem Zusammenhang erfuhr
Erin von einem Rotary Themenclub, der sich ebendiesem Thema verschrieben
hatte: dem Kampf gegen den Menschenhandel. Seine Mitglieder, verteilt auf der
ganzen Welt, treffen sich zweimal monatlich per Zoom. Erin wurde Mitglied, und
Bruder Mark war glücklich, dass Rotary es dank eines neuen Clubmodells
geschafft hatte, seiner Schwester ein attraktives Angebot zu machen. Mark, mit Nachnamen Maloney, war zu der Zeit übrigens Präsident von Rotary International.

Auch Jan Mittelstaedt, seit Dezember 2023 Rotary Coordinator für Mitgliedschaft,
setzt auf diese Idee, die er und sein Team im rotarischen Jahr 2024/25 in den
deutsch sprachigen Distrikten in die Tat umsetzen möchten: deutschsprachige
Clubs zu verschiedenen Themen. Zu den Themenclubs zählen sowohl Clubs, die
sich einem Anliegen verschrieben haben, als auch auf bestimmte Interessen
fokussierte Clubs. Das deutschsprachige Mitgliedschaftsteam besteht derzeit aus
fünf Assistant Coordinators und 18 District Membership Chairs, also den
Vorsitzenden für Mitgliedschaft der Distrikte der Zonen 15 und 16 (Deutschland,
Schweiz und Liechtenstein). Außerdem gehören die beiden Distrikte aus
Österreich dazu, hier fungieren Rotary Coordinator Walter Ebner und sein Team
als Ansprechpartner.

Die Notwendigkeit der Initiative erläutert Mittelstaedt so:
„Auch wenn es nicht so aussieht: Rotary steht unter einem realen
Veränderungsdruck. Gegenwärtig wachsen wir im deutschsprachigen Raum nur
noch minimal, und auch das vermutlich nicht mehr lange. Deshalb müssen wir
jetzt handeln. Wenn wir relevant bleiben wollen, müssen wir jetzt neue, junge
Mitglieder finden. Wir wollen nicht, dass in zehn oder 20 Jahren Clubs fusionieren
müssen, um noch ein Weilchen weiterzubestehen. Die Antwort auf diese
Bedrohung sind regelmäßige Neuaufnahmen in bestehenden Clubs einerseits und
Clubneugründungen andererseits. Dazu gehören neben traditionellen Clubs auch
die Themenclubs.“

Ergänzung traditioneller Modelle
Dass Themenclubs funktionieren, belegen Erfolgsgeschichten aus aller Welt – das
Mitgliedschaftsteam stellt sie auf der neuen Webseite rotary-themenclubs.org vor.
Jan Ilzig, Assistant Coordinator und im Team verantwortlich für den Süden
Deutschlands, sagt: „Themenclubs sollen nicht als Konkurrenz, sondern als
Ergänzung zu traditionellen Clubmodellen verstanden werden. Die klassischen
Clubmodelle sind ein unverzichtbarer Teil von Rotary. Das soll uns aber nicht
daran hindern, innovativ zu sein.“ Auch Past-Governorin Jessika Schweda, im
Team zuständig für den Norden Deutschlands, sieht großes Potenzial:
„Themenclubs sind eine gute Möglichkeit, die Leidenschaft und Begeisterung von
jungen Menschen für ein ganz bestimmtes Thema in Ehrenamt und Engagement
mit Rotary zu verwandeln.“ Ideen für mögliche Themenclubs hat das Coordinator-
​Team bereits viele. „Um den Kontakt und die Durchlässigkeit von Rotaract zu
Rotary zu fördern, halten wir ganz bewusst nach Themen Ausschau, mit denen
wir Rotaract-Mitglieder begeistern können“, stellt die Vertreterin von Rotaract
unter den Assistants, Alisia Walter, in Aussicht. Und auch Assistant Isabell Hebel,
betraut mit der Zielgruppe Alumni, ist zuversichtlich: „Die Chance, mit Themenclubs die ehemaligen Teilnehmenden unserer Jugendaustauschprogramme zu erreichen, ist riesig.“ Einen Clubmodell regional verantwortlichen Assistant haben die Schweizer Distrikte 1980, 1990 und 2000
(inklusive Liechtenstein): Beatrice Landolt (RC Rotary E-Club 2000) kündigt an,
auch Angebote für die französische und italienische Schweiz machen zu wollen:
„Auch wenn die Initiative primär auf deutschsprachige Clubs fokussiert, so
vergessen wir natürlich keinen.“ Für die Gründung solch eines Clubs braucht es
nur 25 Gründungsmitglieder. „Bei 20 Distrikten Einzugsgebiet scheint mir dies
keine allzu große Herausforderung zu sein“, so Jan Mittelstaedt.

Info:
Alles rund um die Themenclub-Initiative auf rotary-themenclubs.org